P. Adolf Scharwitzl



In dankbarer Erinnerung


P. Adolf Scharwitzl

1937 – 2020



1983. Die Jugendblaskapelle Don Bosco gab es zwar noch am Papier, aber in Wirklichkeit wurden nur noch die Kirchentermine in Quintett-Besetzung gespielt. Nun wurde P. Adolf Scharwitzl, seit einem Jahr Pfarrer in Neuerdberg, aktiv. Gemeinsam mit Robert Urwaleck gelang es ihm, den ehem. Leiter der Blasmusik Josef Schuh zu überreden, die Kapelle noch einmal zu übernehmen. Die Initiative hatte Erfolg, und die Kapelle erlebte einen neuen Aufschwung. Doch ohne diesen Wendepunkt würde es die Blasmusik Don Bosco heute nicht mehr geben. Wir wären nicht einmal eine Fußnote in der Pfarr-Chronik – wie die vielen Sale-Bands, die sich alle nach ein paar Jahren auflösten, und mittlerweile aus der Erinnerung verschwunden sind. So aber nähern wir uns dem Jubiläum ein halbes Jahrhundert.


Adolf Scharwitzl wurde 1937 in Klagenfurt geboren. 1965 wurde er zum Priester geweiht, und war zuerst in Linz, und dann in Wien Inzersdorf als Jugend-Kaplan tätig. 1978 kam er als Jugend-Kaplan nach Neuerdberg, wo er schon während seiner Ausbildung gearbeitet hatte. 1982 wurde er Pfarrer, und blieb es bis 1996. Er hatte nicht die beste Zeit erwischt, um Pfarrer zu sein. Die Zeit der Massenkirche war zu Ende, aber noch in vielen Köpfen präsent. Viele empfanden dies als Niedergang, doch gab es gerade in seiner Amtszeit einige Veränderungen oder Weichenstellungen, die man auch als Aufbruch bezeichnen kann.

Allen voran der Umbau in der Pfarrkirche, wo der Hoch-Altar durch einen Volksaltar ersetzt wurde, also statt auf einem Plateau wie im Theater nun mitten unter den Messfeiernden zu finden ist.

„Vor 100 Jahren hat die Kirche die Arbeiterschaft verloren. Heute ist sie dabei die Frauen zu verlieren!“ sagte er immer wieder. Dies zumindest in seinem Einflussbereich zu verhindern, war seine Mission. So gab es in Neuerdberg Ministrantinnen, Lektorinnen, Kommunionspenderinnen und eine weibliche Vorsitzende im Pfarrgemeinderat lange bevor andere nur einem Modetrend folgten. Heute fällt das keinem mehr auf.

Auch wie wir in Neuerdberg Ostern feiern ist etwas, das in seiner Amtszeit entstanden ist. Während die meisten Ostern bereits am Abend des Karsamstags vorfeiern, gibt es bei uns die Feier der Auferstehung am Ostersonntag um 5 Uhr. In der Finsternis der Nacht hat das Osterfeuer eine andere Wirkung als vor der Abenddämmerung. Und er versuchte auch stets Eltern von gerade Neugeborenen zu überreden, ihr Kind in der Osternacht taufen zu lassen. Unser Kapellmeister ist so ein in der Osternacht Getaufter.

Dann allerdings ein Wendepunkt in seinem Leben: die Diagnose Krebs. Er bat, von der Verantwortung des Amts des Pfarrers entbunden zu werden. Und nahm den Kampf gegen seine Krankheit auf. Aber weder konnte er den Krebs restlos besiegen, noch ließ er sich vom Krebs bezwingen. So gab es viele Phasen, wo er unter den Nebenwirkungen der Therapien litt, und solche, wo es ihm besser ging. Und so lebte er viele Jahre mit seinem Krebs. In einer Ehe würde man über die nahende Silberhochzeit reden.

Offiziell galt er nun als Aushilfs-Kaplan für Inzersdorf. Er machte aber weiterhin viele Tätigkeiten auch in Neuerdberg, wie Krankenbesuche, Begräbnisse oder regelmäßige Messen im Wagenrad. Auch versuchte er mit den vielen Leuten, die er kannte, weiterhin in Kontakt zu bleiben. So machte er viele anstrengende Meter, doch man merkte auch, oft lenkte ihn der Sinn des Weges von der Beschwerlichkeit des Weges ab.

Das Ergebnis seines unermüdlichen Einsatzes konnte man dann 2015 bei der Feier seines Goldenen Priesterjubiläums in Inzersdorf sehen. Nach der Festmesse spielten wir einen Frühschoppen, von dem er nichts mitbekam, denn es bildete sich eine lange Schlange an Personen, die ihm persönlich gratulieren wollten. Der Festsaal war schon großteils leer, der Frühschoppen vorbei, die Musiker verköstigt – und die Warteschlange zum Huldigen gab es immer noch. Seinen 80er hat er dann nicht mehr groß gefeiert. Zuerst gab es aktuelle zusätzliche Gesundheitsprobleme, aber es war erst nur von einer Verschiebung die Rede, später wurde die Feier überhaupt abgesagt.

P. Adolf Scharwitzl wurde von den meisten Adi gerufen. Er war „der Adi“, das war (auch Dank der mittlerweile Seltenheit dieses Vornamens) in seinem Fall schon wie ein Markenname. Nun sind wir auf der Suche nach Worten, die seine Person am besten beschreiben. „Liebenswürdig“ steht in der Todes-Verlautbarung der SDB. Das war er zu 100%, aber das beschreibt ihn noch zuwenig. „Er war der Adi“ trifft es viel besser, aber keiner der ihn nicht gekannt hat, wird wohl verstehen, wie viel Kompliment in diesen Worten steckt. Er schien auf Äußerlichkeiten keinen Wert zu legen, und konzentrierte sich auf den Kern einer Sache. Er war weltoffen, und in vielem seiner Zeit etwas voraus. Er war sehr humorvoll, doch ohne Humor und Gottvertrauen hätte er den langen Kampf gegen den Krebs nicht aushalten können. Einen Kampf, der schließlich immer aussichtsloser wurde, und zuletzt war „er durfte heimgehen“ leider eine äußerst zutreffende Formulierung.

Nun bleibt ein Loch. Keiner wird Adi jemals auch nur ansatzweise kopieren können. Doch Adi war in so vielem Vorbild, so bleibt die Hoffnung, dass er wenigstens in einigen Details seine Nachahmer findet.
Danke, Adi!



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